Vor einigen Tagen entdeckte ich in einem Laden für witzige und außergewöhnliche Tassen, Becher und Untersetzer eine Kachel, auf der einige weiße Schafe, ein schwarzes Schaf und ein nacktes Schaf abgebildet waren. Mich faszinierte diese Kachel sofort, ich wusste nur nicht gleich, warum. Die weiße Herde, klar, das schwarze Schaf, klar. Aber das nackte Schaf hatte eine besondere Bedeutung. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Ein Herdenmitglied hat mir einmal versichert, dass für es eine Beziehung zu mir eine solche aggressive emotionale Nacktheit, wie ich sie an den Tag lege, nicht beinhaltet. Mit anderen Worten: Es ginge eventuell schon eine Beziehung mit mir ein, wenn ich doch gefälligst nicht ständig meine Gefühle zeigen würde.
Dieses Herdenmitglied hat Pech gehabt. Meine aggressive emotionale Nacktheit gehört zu mir wie die schwarze Fellfarbe, sie ist sozusagen ich selbst in geschorenem Zustand. Ich bin, wie ich bin.
Jedes Schaf gerät einmal in die Situation, geschoren worden zu sein und nackt dazustehen. Gerade dann ist die Wärme untereinander besonders wichtig. Nicht gewärmte nackte Schafe neigen dazu, aggressiv herumzublöken. Die gewärmten Schafe verdrängen dies, um nicht selbst zu frieren.
Hier ist die Kachel übrigens:
Zu beziehen bei: http://www.mugsandmore.de/
Wenn ich daran denke: Das ist jetzt dreizehn Jahre her. Damals habe ich mich in der Gegend aufgehalten, während mein Sohn Geigenunterricht hatte. Um die Zeit totzuschlagen, setzte ich mich oft in ein benachbartes Café oder wandelte in den Straßen umher am Sonnabend Morgen.
Das Herdenmitglied, das meine aggressive emotionale Nacktheit schon damals nicht ertragen konnte, kann es vermutlich heute immer noch nicht, denn es hat jeglichen Kontakt zu mir abgebrochen. Erklärt hat es sich nicht, und ich lasse es so wie es ist.